Projektbeschreibung

Female Monasticism's Database (FemMoData)

 

Gemeinschaften religiös lebender Frauen wurden lange Zeit als Bewahranstalten für nicht verheiratete Frauen angesehen. Aufgrund ihrer geringen oder fehlenden Einbindung in die Ordensstrukturen wurden sie von der Forschung häufig gänzlich übersehen. Neuere Forschungen haben jedoch gezeigt, dass die Entstehung und Existenz religiöser Frauengemeinschaften eigenen Gesetzen folgte. Diesen auf die Spur zu kommen, ist angesichts der Überlieferungslage allerdings schwierig. In vielen Fällen sind Gründungs- oder Aufhebungsdaten der Konvente nicht bekannt, Äbtissinnen nicht namentlich überliefert, und Überreste nur indirekt zuzuordnen.

Female Monasticism's Database (FemMoData) soll helfen, die verstreuten Daten über religiöse Frauengemeinschaften zugänglich und transparent zu machen. Verantwortet wird die Datenbank von Prof. Dr. Hedwig Röckelein an der Georg-August-Universität Göttingen. Sie wird in enger Kooperation mit der digitalen Klosterdatenbank der Germania Sacra bei der Göttinger Akademie der Wissenschaften fortentwickelt. 

Female Monasticism's Database (FemMoData) ist eine Online-Datenbank zu christlichen religiösen Frauengemeinschaften Europas, die zwischen 400 und 1600 n. Chr. entstanden sind. Sie erhebt ausgewählte Daten zur Geschichte der Konvente sowie zu deren schriftlicher und materieller Überlieferung (Archivalien, Handschriften, Archäologie, Ausstattung, Architektur).

Über jedes Kloster stehen detaillierte Informationen zur Verfügung, die mit Hilfe verschiedener Recherchefunktionen abgefragt werden können:

  • Identifikation: Name und Namensvarianten des Klosters, Verlinkung auf den GND(Gemeinsame Normdatei)-Datensatz des Klosters der Deutschen Nationalbibliothek, Gründungsdatum, Gründungsfunktion, Zerstörung, Dislozierung, Aufhebung
  • Status: Organisationsform(en), Ordenszugehörigkeit(en) mit Aufnahmedatum, Kongregation(en) mit Aufnahmedatum, Regel(n), Umwandlung(en)
  • Standort(e): Ortsname und Ortsteil, genaue geographische Position mit GPS-Koordinaten und Ermittlung der Verwaltungseinheiten, Ortsnamensvarianten; Diözesanzugehörigkeit mit Angaben zur mittelalterlichen Diözese, aktueller Diözese und Erzdiözese
  • Prosopographie: Gründer, Äbtissinnen, Klosterangehörige und mit dem Kloster in Verbindung stehende Personen
  • Kult: Patrozinien und Reliquien
  • Geschichte: Entwicklung, Gründungsausstattung
  • Kunst- und Baudenkmäler: Architektur und Archäologie, Ausstattung
  • Quellen: Archivalien, Handschriften, Editionen
  • Sekundärliteratur

 

Datengrundlage

FemMoData basiert auf publizierten und unpublizierten Forschungsdaten. Eingearbeitet sind gedruckte Repertorien und Handbücher von Klöstern, Orden und Regionen wie der „Cottineau“, „Germania Sacra“, „Helvetia Sacra“, „Germania Benedictina“, „Monasticon Italiae“, elektronische Ressourcen wie Monasticon und unpublizierte Karteien von Prof. Dr. Robert Suckale und Dr. Katrinette Bodarwé. Ein vollständiges Verzeichnis aller bisher eingearbeiteten Materialien finden Sie hier (Link zu PDF folgt.)

Die Benutzeroberfläche steht derzeit in deutscher und englischer Sprache zur Verfügung. Weitere Sprachen können bei Bedarf eingearbeitet werden. Die Daten sind hauptsächlich in deutscher Sprache eingegeben. Die Einträge aus „Monasticon“ wurden in englischer Sprache übernommen.

Für die Zukunft ist geplant, die bislang in der Datenbank unterrepräsentierten Regionen Irland, Spanien, Italien und Ostmitteleuropa zu ergänzen. Auf längere Sicht sollen Kommunitäten aus dem östlichen Mittelmeerraum (Kleinasien, Armenien, Syrien-Palästina, Ägypten) und insbesondere die frühen Frauenklöster des 4. Jahrhunderts einbezogen werden.

Geplant ist zudem die Verknüpfung der Daten mit Handschriftenkatalogen und archäologischen wie kunsthistorischen Bilddatenbanken.

 

Benutzerhinweise

Unregistrierte Benutzer können vollständige Recherchen durchführen und haben Zugriff auf alle Klostereinträge. Auf Antrag erhalten Sie einen Gast-Account, um bei der Recherche auf weitere Funktionen zurückgreifen zu können.

Neben der Volltextrecherche steht die erweiterte Suchfunktion für die Recherche in gezielten Datenfeldern zur Verfügung. Eine kombinierte Abfrage mehrerer Datenfelder, die Abfrage nach Zeiträumen und Zeitpunkten ist möglich. Die Suchergebnisse können als CSV-Listen exportiert und ausgedruckt werden. Aus den Rechercheergebnissen lassen sich automatisch Karten generieren.

Neben der Suchfunktion ist der Einstieg über eine Übersichtskarte möglich. Darin werden alle mit Koordinaten verzeichneten Klöster der Datenbank angezeigt. Einzelne Klöster lassen sich über die Karte direkt aufrufen.

Die Hauptkategorien Identifikation, Status, Standort, Prosopographie, Kult, Geschichte, Kunst- und Baudenkmäler, Quellen und Literatur sind jeweils entweder in freie Textfelder oder Felder mit vorgegebenen Daten (Drop-Down-Listen) untergliedert.

Für die Lokalisierung der Klöster steht ein Geopicker zur Verfügung, der mit Hilfe der GPS-Koordinaten die Klöster auf einer OpenStreetMap markiert.

Die integrierte Personendatenbank ermöglicht die Zuordnung einzelner Personen zu verschiedenen Rollen und Ämtern in mehreren Klöstern. Personeneinträge sind an die Klöster gebunden und lassen sich über die erweiterte Suche im Hauptmenü finden. Kommentare zu Personen sind im jeweiligen Klostereintrag gespeichert.

Quellen und Forschungsliteratur sind in einer Literaturdatenbank mit Import- und Exportfunktion gespeichert, die mit gängigen Literaturdatenbanken wie „Citavi“ kompatibel ist. Die Literaturdatenbank ist unabhängig von den Klostereinträgen abrufbar und kann über eine eigene Recherchefunktion durchsucht werden.

Informationen zu einzelnen Klöstern aus der FemMoData können anhand des Permalink zitiert werden.

 

Kontakt für Hilfe, Anregungen und Kritik

 

Technische Daten

FemMoData ist seit 2009 online. 2014 wurde FemMoData zu einer relationalen Datenbank auf der Basis des Open Source Content Management System Contao ausgebaut und steht nun mit erweiterten Recherchefunktionen, mit integrierter Kartenfunktion und einer Literaturdatenbank zur Verfügung. Die Datenbank wird durch die Gesellschaft für Wissenschaftliche Datenverarbeitung Göttingen (GWDG) gehostet.

 

Literatur zur FemMoData

  • Röckelein, Hedwig: FemMoData – A Database on Medieval Female Monasteries in Europe, in: Women in the Medieval Monastic World, hrsg. v. J. E. Burton, K. Stöber. Turnhout 2015 (Medieval Monastic Studies; 1), S. 355–364.

  • Bodarwé, Katrinette: FemMo-Data - Female Monasticism's Database. Von einem internen Hilfsmittel zum internationalen Internetprojekt, in: Datenbanken in den Geisteswissenschaften, hg. v. Ingo Jonas. Frankfurt a.M. u.a. 2007, S. 49-61.

 

Auf der Basis von FemMoData erstellte Publikationen (in Auswahl)

  • Röckelein, Hedwig: Frauen im Umkreis der benediktinischen Reformen des 10. bis 12. Jahrhunderts. Gorze, Cluny, Hirsau, St. Blasien und Siegburg, in: Female 'vita religiosa' between Late Antiquity and the High Middle Ages. Structures, Developments and Spatial Contexts, hg. v. Gert Melville u. Anne Müller. Berlin 2011, S. 275-327 (Vita religiosa; 47).
  • Dies.: Die Auswirkung der Kanonikerreform des 12. Jahrhunderts auf Kanonissen, Augustinerchorfrauen und Benediktinerinnen, in: Institution und Charisma. Fs. f. Gert Melville z. 65. Geb., hg. v. Franz J. Felten, Annette Kehnel u. Stefan Weinfurter. Köln u.a. 2009, S. 55-72.
  • Dies.: Religiöse Frauengemeinschaften des früheren Mittelalters im alemannischen Raum, in: Rottenburger Jahrbuch für Kirchengeschichte 27 (2008), S. 27-49.
  • Dies.: Bairische, sächsische und mainfränkische Klostergründungen im Vergleich (8. Jahrhundert bis 1100), in: Nonnen, Kanonissen und Mystikerinnen. Religiöse Frauengemeinschaften in Süddeutschland. Beiträge zur interdisziplinären Tagung vom 21. bis 23. September 2005 in Frauenchiemsee, hg. v. Eva Schlotheuber, Helmut Flachenecker u. Ingrid Gardill (Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte; 235 / Studien zur Germania Sacra; 31). Göttingen 2008, S. 23-55.
  • Dies.: Gründer, Stifter und Heilige. Patrone der Frauenkonvente, in: Krone und Schleier. Kunst aus mittelalterlichen Frauenklöstern, hg. v. d. Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, Bonn, und dem Ruhrlandmuseum Essen. München 2005, S. 66-77; englische Übersetzung: Founders, Donors, and Saints. Patrons of Nuns' Convents, in: Crown and Veil. Female Monasticism From the Fifth to the Fifteenth Centuries, hg. v. Jeffrey J. Hamburger u. Susan Marti. New York 2008, S. 207-224.
  • Bodarwé, Katrinette: Karte der vor 1100 gegründeten Frauenklöster (Westeuropa außer Spanien und Irland). Ebd., S. 160.
  • Bodarwé, Katrinette: Klostergründungen, Klosterreformen und benediktinische/ augustinische Doppelklöster im deutschen Reich, 1050-1200. Ebd., S. 309.

 

 

 

 

 

 

 

 

Text: Prof. Dr. Hedwig Röckelein und Robin Volkmar